CB im Alltag

"Ohne Titel" von Yves, lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0.
„Ohne Titel“ von Yves, lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0.

Community Building ist meiner Meinung nach mehr als eine gute Methode zum nicht angeleiteten Erfahren von authentischer Gemeinschaft. In ihr und in den Kommunikationsempfehlungen ist eine sehr wertvolle Haltung mir selbst und meinen Mitmenschen gegenüber spürbar. Eine Haltung der Ehrlichkeit und Offenheit, der Achtsamkeit gegenüber meinen Impulsen und letztlich das tiefe Wahrnehmen des anderen.

Community Building im Alltag

Seitdem ich wieder und wieder in Gruppen den Zustand der authentischen Gemeinschaft erlebt habe, fallen mir einige Alltagssituationen schwerer. Warum? Ich vermisse die Verbundenheit und Ehrlichkeit in der Beziehung zu meinem Gegenüber. Ich habe auch Sorge, mein Gegenüber durch unerwartete Offenheit zu überfordern oder zu überlasten. Daher stelle ich mir die Frage: Wie kann ich gut mit einer CB-Haltung im Alltag leben?

Eine hilfreiche Frage in der konkreten Situation ist für mich:

Was hält mich davon ab, mit meinem Gegenüber in authentischer Gemeinschaft zu sein?

Diese Frage hilft mir dabei, zu schauen, was im Hier und Jetzt stört, was mich ablenkt oder verunsichert. Was brauche ich, um wirklich in Verbindung zu sein. Der Schritt in das Risiko, in die Verletzlichkeit und Offenheit, fällt mir immer wieder schwer. Ich weiß letztlich nicht, wie mein Gegenüber reagieren wird. Wenn ich anspreche, was mich hindert, in Gemeinschaft zu sein, dann ist dies der Weg aus der Harmonie der Pseudogemeinschaft heraus – und hinein in das Chaos. Das Wissen um die Phasen und die Erfahrungen der gelungenen Gemeinschaft helfen mir, mutig zu sein. Und wie ist das jenseits der Zweierbeziehung – in der Gruppe?

Authentische Gemeinschaft in der  Gruppe

Einige Menschen, die ich beim letzten Netzwerktreffen Community Building in Europa in Jahnishausen traf, stellen sich auch diese Frage und experimentieren damit in ihrer Wohn- und Lebensgruppe. Das finde ich sehr spannend. Genügt der Vorsatz, in einer CB-Haltung miteinander zu leben oder was braucht es noch dafür? Mir gibt meine 14-tägige fortlaufende Gruppe viel Sicherheit und immer wieder Mut, Risiken einzugehen. Ich fühle mich aber außerhalb der Runde nicht in ständiger authentischer Gemeinschaft mit jedem Mitglied. Es braucht vielleicht mehr. Ein bekannter CB-Facilitator sagte mir vor einiger Zeit, dass es wöchentlich zwei bis drei CB-Abende mit drei bis vier Stunden  und zusätzlich ein CB-Wochenende im Monat braucht, um authentische Gemeinschaft zu bleiben.

Wuah! Das ist viel Zeit, oder? Aber was würde eine Gruppe dadurch gewinnen?  Welche Potentiale könnten enfaltet werden, welche Blockaden könnten fallen und welche gebunden Energien könnten endlich frei werden?